In der Werkstatt der Wibilea ist einer der Dreh- und Angelpunkte die Werkzeugausgabe. Fräser, Bohrer, Messmittel, Winkel und alle weiteren Werkzeuge werden da von unserem Mitarbeiter Evren Gür verwaltet und an die Lernenden ausgeliehen. Immer mit einem Lächeln und einem charmanten Spruch auf den Lippen arbeitet Evren in einem Teilzeitpensum seit Mai 2018 über mitschaffe.ch bei uns. Davor arbeitete er bei der Firma Altra in Schaffhausen. Evren Gür lebt nach einer Hirn- und Hirnhautentzündung im Alter von 37 Jahren mit einer Beeinträchtigung im Kurzzeitgedächtnis. Nach der Schulzeit hat Evren Gür die Lehre als Kaufmann absolviert und dann lange erfolgreich im Verkauf gearbeitet.
Wibilea: Was genau ist deine Aufgabe?
Evren: Die Werkzeugausgabe ist mein Reich – da bin ich der Mann für alle Fälle. Ich bin zuständig, dass die ausgeliehenen Werkzeuge wieder ordnungsgemäss an ihren ursprünglichen Platz kommen. Ich halte alles sauber und in Ordnung. Ich habe mir ein gut angepasstes System erarbeitet, wie ich alle Werkzeuge wieder finde. Dies nach einem Prinzip, das ich aus meiner Arbeit bei der GF in jungen Jahren kannte und gut im kleineren Format umsetzen konnte. Was ich jung gelernt habe funktioniert immer noch gut. Fünf Sprachen, die Arbeit mit dem PC und auch der gute Umgang mit den Menschen sind zum Glück im Langzeitgedächtnis abgespeichert geblieben.
Wibilea: Was gefällt dir an der Arbeit bei der Wibilea?
Evren: Die Menschen – dies gilt für die Jugendlichen, sowie auch für die erwachsenen Arbeitskollegen. Ich denke, ich kann auch den Jugendlichen vermitteln, dass man manchmal hart für etwas arbeiten muss, es sich dafür aber immer lohnt. Ich glaube auch, dass die Jugendlichen es schätzen, dass wenn sie zu mir kommen, es keine Noten, Beurteilungen und keinen Zeitdruck gibt. Dafür immer etwas Humor und ein lächeln ins Gesicht.
Wibilea: Was sind die Herausforderungen?
Evren: Der Start war streng – ich brauche viele Wiederholungen, bis ich mir etwas einprägen kann. Auch wenn mehrere Lernende gleichzeitig etwas abholen kommen, muss ich mich stark auf die Reihenfolge konzentrieren. Die Lernenden haben aber eine hohe Sozialkompetenz und sind mir gegenüber wertschätzend und geduldig.
Wibilea: Wie verbringst du deine Freizeit?
Evren: Ich zeichne und male gerne – dies habe ich während meiner Rehabilitation entdeckt. Ich konnte in der Zeit bei der Altra sogar Bilder verkaufen (strahlt). Früher habe ich auch Basketball und Unihockey gespielt. Mit der Mannschaft der Altra wurden wir sogar mehrmals Schweizermeister – da habe ich Christa Rigozzi und Guy Parmelin getroffen. Heute gehe ich es etwas ruhiger an. Um in der Sprache der Jugendlichen zu sprechen – ich „chille“ gerne und meine Freundin und ich machen gerne Ausflüge.
Wibilea: Hast du Wünsche für die Zukunft?
Evren: Ich schätze heute viele Dinge, die ich früher nicht einmal bemerkt habe. Dies hilft mir auch, das Positive im Leben zu sehen. Natürlich ist mir meine möglichst gute Gesundheit wichtig. Ansonsten wünschte ich mir, dass sich die Menschen im Klaren sind, dass eine solche Erkrankung jeden unerwartet treffen kann.
MITSCHAFFE.CH
Mitschaffe.ch bringt Menschen zusammen. Dieses Angebot richtet sich an Personen mit Handicap die auf der Suche nach einem Job im ersten Arbeitsmarkt sind. Auf der anderen Seite werden Firmen, Organisationen und Institutionen welche Personen mit Handicaps anstellen möchten unterstützt.
